Die Nationalbank will das Finanzsystem mit einem stärker klimaorientierten Risikomanagement umweltfreundlicher machen
Die Belgische Nationalbank (BNB) unterstützt die Zusage des Netzwerks von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, das sich für ein nachhaltigeres Finanzsystem stark macht (Network for Greening the Financial System - NGFS), zu den Zielen der COP26-Klimakonferenz beizutragen, die in Glasgow stattfindet. Ziel des Klimagipfels ist es, die Regierungen zur Zusammenarbeit zu bewegen, um die Ziele des Übereinkommens von Paris zu erreichen und den Klimawandel einzudämmen. Auch die NBB übernimmt ihre Verantwortung.
Die BNB unterstützt die Erklärung des NGFS voll und ganz und möchte dazu beitragen, die gemeinsamen weltweiten Anstrengungen der Zentralbanken und Aufsichtsbehörden zu beschleunigen, um das Finanzsystem grüner zu gestalten und klimabezogene Risiken im Rahmen ihrer Mandate zu bewältigen. Wie die EZB verpflichtet sich die BNB jetzt, als unabhängige Institution und innerhalb ihrer Befugnisse zu entscheidenden politischen Maßnahmen beizutragen, die es ermöglichen sollen, das Übereinkommen von Paris zu erreichen. Die BNB wird den Übergang zu einer grünen und kohlenstoffarmen Wirtschaft weiterhin unterstützen und sich als aktives Mitglied an die Empfehlungen der NGFS halten.
Identifizierung von Risiken für die Aufsicht
Eine Kernaufgabe der BNB als Zentralbank besteht darin, ein effizientes und zuverlässiges Finanzsystem aufrechtzuerhalten. Der Klimawandel und ein abrupter Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft können ein Risiko für die Stabilität des Finanzsystems darstellen. Man denke nur an die Auswirkungen von Überschwemmungen oder Hitzewellen auf die Versicherungsrisiken. Daher bezieht die BNB klimabezogene Risiken wie Naturkatastrophen und abrupte ökologische Übergänge in ihre Aufsicht und in die Überwachung der Finanzstabilität ein. Durch eine bessere Identifizierung dieser Risiken wird Raum für eine Umstellung auf nachhaltige Vermögenswerte geschaffen, die das Finanzsystem grüner machen.
Die BNB betrachtet klimabezogene Finanzrisiken bereits seit 2018 als eine Priorität sowohl für die makroprudenzielle Aufsicht über die Finanzstabilität als auch für die mikroprudenzielle Aufsicht über einzelne Institute. Im Financial Stability Report (FSR) 2018 und 2019 wurden diese Risiken erstmals beschrieben, und der Bericht aus dem Jahr 2020 enthielt einen Beitrag zu den Risiken, die mit einem abrupten Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft von Immobilienengagements im belgischen Finanzsektor verbunden sind. Um diese spezifischen Risiken in Zukunft noch besser einschätzen zu können, veröffentlichte die BNB ein Rundschreiben (BNB_2020_45) mit ihren Erwartungen und Berichterstattungsanforderungen an die Energieeffizienz von Immobilien. Das Runschreiben verlangt von den Finanzinstituten auch, der BNB Daten zur Energieeffizienz bei neuen Hypothekendarlehen für Wohngebäude zu melden.
Der Leitfaden der EZB zu Klima- und Umweltrisiken (2020) verdeutlicht die Erwartungen der Aufsichtsbehörden an den Umgang mit dieser Art von Risiken. Die Bewertung des Risikomanagements und der Offenlegungspraktiken der Banken wird Teil des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) im Jahr 2022 sein. Außerdem werden die belgischen Großbanken im Jahr 2022 am Klimastresstest der EZB teilnehmen. Die Belgische Versicherungsunternehmen haben bereits im Dezember 2020 an einer Sensitivitätsanalyse zu klimabedingten Übergangsrisiken der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) teilgenommen. Sie werden auch an der bevorstehenden Sensitivitätsanalyse für physische Risiken teilnehmen.
Die BNB arbeitet aktiv mit europäischen und internationalen Gremien zusammen, um diese Risiken in die Regulierung, das Risikomanagement und die Aufsicht über Finanzinstitute zu integrieren. Außerdem vertritt sie zusammen mit dem Föderalen Öffentlichen Dienst Finanzen unser Land in der Expertengruppe für nachhaltige Finanzen der EU-Mitgliedstaaten. Die BNB wird ihre Bemühungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene fortsetzen, um bestehende Datenlücken zu schließen, Indikatoren für nachhaltige Finanzen zu entwickeln und klimabezogene Risikobewertungen zu verbessern.
Für die Festlegung und Durchführung der Geldpolitik des Eurosystems ist der EZB-Rat zuständig. Der Beitrag der BNB im Bereich der Geldpolitik spiegelt sich dementsprechend im Engagement der EZB wider, die bei der Umsetzung der neuen geldpolitischen Strategie weiterhin Klimaüberlegungen berücksichtigen wird.
Klimabemühungen der BNB
Was ihre eigenen Anlagen betrifft, so stärkt die BNB nach und nach den nachhaltigen Charakter sowohl ihres Portfolios an Unternehmensanleihen als auch ihres Aktienportfolios.
Die BNB hat im Jahr 2021 eine Querschnittszelle für Klima- und Umweltrisiken eingerichtet, die sich mit nachhaltiger Finanzierung und dem Übergang zu einer klimaneutraleren Wirtschaft beschäftigt. Die Zelle soll die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zu diesen Themen erleichtern und dem BNB-Direktorium und der Öffentlichkeit relevante Informationen übermitteln.
Die Zahl der Menschen, die sich an klimabezogenen Aktivitäten beteiligen, nimmt weiter zu. Die BNB unterstützt den weiteren Aufbau und Austausch von Fachwissen, indem sie intensiv an Schulungen teilnimmt oder solche organisiert. Darüber hinaus beteiligt sich die BNB aktiv an (internationalen) Netzwerken und Arbeitsgruppen.
Zusammen mit der sozialen Verantwortung ist auch die Nachhaltigkeit ein Kernwert für die BNB. Der Unternehmensbericht 2020 widmete daher der sozialen Verantwortung des Unternehmens (Corporate Social Responsability - CSR) ein eigenes Kapitel. Darüber hinaus unternimmt die BNB konkrete Schritte, um ihren ökologischen Fußabdruck als Organisation zu verringern. So bemühen sich beispielsweise alle Mitarbeiter der Bank, ihren Energie- und Papierverbrauch zu senken, über intelligentes Abfallmanagement und verantwortungsvolles Pendeln nachzudenken.