Offenmarktgeschäfte

Offenmarktgeschäfte spielen eine wichtige Rolle, indem sie die Zinssätze und die Liquidität am Markt steuern und Signale bezüglich des geldpolitischen Kurses geben.

Für seine Offenmarktgeschäfte stehen dem Eurosystem fünf Arten von Finanzinstrumenten zur Verfügung. Das wichtigste Instrument sind die befristete Transaktionen, die in Form von Rückkaufsvereinbarungen oder als Kreditgeschäfte gegen Sicherheiten erfolgen können. Das Eurosystem kann auch definitive Käufe bzw. Verkäufe, Emissionen von Schuldverschreibungen, Devisenswapgeschäfte und die Hereinnahme von Termineinlagen nutzen.

Bei Offenmarktgeschäften geht die Initiative von der EZB aus, die auch über das einzusetzende Instrument und die Bedingungen für die Durchführung der Geschäfte entscheidet. Offenmarktgeschäfte können in Form von Standardtendern, Schnelltendern oder bilateralen Geschäften durchgeführt werden.

Vier Kategorien von Offenmarktgeschäften

Offenmarktgeschäfte lassen sich entsprechend ihrer Zielsetzung, des Rhythmus ihrer Durchführung und den jeweils angewandten Verfahren unterscheiden.

  • 1. Hauptrefinanzierungsgeschäfte sind regelmäßig stattfindende liquiditätszuführende befristete Transaktionen, die vom Eurosystem mit einer Häufigkeit und einer Laufzeit von einer Woche durchgeführt werden. Sie werden dezentral von den nationalen Zentralbanken auf Basis von Standardtendern und entsprechend einem hinweisenden Zeitplan, der auf der Webseite der EZB veröffentlicht wird, durchgeführt. Hauptrefinanzierungsgeschäfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung der geldpolitischen Ziele des Eurosystems. Über sie wird dem Finanzsektor der größte Teil des Refinanzierungsvolumens zur Verfügung gestellt.

  • 2. Langfristige Refinanzierungsgeschäfte sind liquiditätszuführende befristete Transaktionen mit längeren Laufzeiten als Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Reguläre langfristige Refinanzierungsgeschäfte haben eine Laufzeit von drei Monaten und werden jeden Monat vom Eurosystem im Wege von Standardtendern im Einklang mit dem unverbindlichen Zeitplan auf der EZB-Webseite durchgeführt.

    Das Eurosystem kann auch nicht-reguläre langfristige Geschäfte mit einer Laufzeit von über drei Monaten durchführen. Längerfristige Offenmarktgeschäfte unterscheiden sich von der traditionellen Liquiditätsbereitstellung durch eine längere Laufzeit und in der Regel auch durch größere zugeteilte Volumina und/oder attraktivere Preiskonditionen. Einige dieser Geschäfte sollen insbesondere kurz- und mittelfristige Transaktionen von Finanzakteuren auf den Finanzmärkten ersetzen, wenn diese Märkte nicht reagieren können, beispielsweise weil die Risikoaversion plötzlich zunimmt. Auf diese Weise übernimmt das Eurosystem die Rolle des Vermittlers zwischen den Geschäftsbanken. Andere Geschäfte haben zum Ziel, den Geschäftsbanken Liquidität zur Verfügung zu stellen, damit sie die geldpolitische Lockerung korrekt auf die Kreditbedingungen, die sie für Unternehmen und private Haushalte anwenden, weitergeben können.

    Neben den regulären längerfristigen Offenmarktgeschäften wurden in der Vergangenheit die folgenden Operationen durchgeführt:

    • die dreijährigen längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (three-year longer-term refinancing operations, 3y LTRO), die 2011 und 2012 gewährt wurden;
    • die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (targeted longer-term refinancing operations, TLTRO), die zwischen 2014 und 2021 gewährt wurden;
    • Die 2020 und 2021 gewährten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte für den Pandemie-Notfall (pandemic emergency longer-term refinancing operations, PELTRO).
  • 3. Feinsteuerungsoperationen können ad hoc durchgeführt werden und dienen der Liquiditätssteuerung auf dem Geldmarkt und der Steuerung der Zinsen. Insbesondere soll dadurch die Zinswirkung unerwarteter Liquiditätsschwankungen abgefedert werden. Die Feinsteuerung erfolgt in erster Linie über befristete Transaktionen, kann aber auch in Form von Devisenswapgeschäften oder über die Hereinnahme von Termineinlagen erfolgen. Die bei der Ausführung von Feinsteuerungsoperationen angewandten Instrumente und Verfahren werden an die Art der Transaktion und die dazu gehörigen spezifischen Ziele angepasst. Feinsteuerungsoperationen werden vom Eurosystem normalerweise über Schnelltender oder bilaterale Verfahren durchgeführt. Das Eurosystem kann eine begrenzte Zahl von Geschäftspartnern auswählen, um an Feinsteuerungsoperationen teilzunehmen.

  • 4. Strukturelle Operationen können vom Eurosystem über befristete Operationen, definitive Käufe bzw. Verkäufe oder die Emission von Schuldverschreibungen durchgeführt werden. Diese Operationen werden immer dann durchgeführt, wenn die EZB die strukturelle Position des Eurosystems gegenüber dem Finanzsektor (auf regulärer oder unregelmäßiger Basis) anpassen möchte. Strukturelle Operationen in Form von befristeten Transaktionen und der Emission von Schuldverschreibungen werden vom Eurosystem durch Standardtender durchgeführt. Strukturelle Operationen in Form von definitiven Käufen bzw. Verkäufen werden normalerweise durch bilaterale Verfahren ausgeführt.