Klima- und umweltbezogenen Risiken im Finanzsektor analysieren und die Steuerung dieser Risiken überwachen

Der Klimawandel und der Übergang zu einer nachhaltigeren, kohlenstoffarmen Wirtschaft können schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft und das Finanzsystem haben und stellen daher eine Quelle für finanzielle Risiken dar. In unserer Rolle als Aufsichtsbehörde und makroprudenzielle Behörde müssen wir sicherstellen, dass das Finanzsystem gegenüber diesen klimabezogenen Risiken widerstandsfähig ist.

Wir analysieren diese Risiken im belgischen Finanzsektor und wollen durch unsere Publikationen Finanzinstitute dazu ermutigen, diese Risiken zu messen, zu evaluieren und zu steuern und Informationen darüber zu veröffentlichen. Wir wollen auch die Ökologisierung des Finanzsystems fördern.

Darüber hinaus untersuchen wir, vor allem in Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen Arbeitsgruppen, wie die aufsichtsrechtlichen Vorschriften für die Offenlegung von Informationen über diese Risiken und die Einbeziehung dieser Risiken in die Strategie, die Governance-Struktur und das Risikomanagement sowie letztlich möglicherweise die Anpassung der Kapitalanforderungen angepasst werden müssen.

Obwohl der Fokus in erster Linie auf klimabezogenen Risiken liegt, hat sich der Anwendungsbereich allmählich auf Nachhaltigkeitsrisiken ausgeweitet, zu denen Umwelt- und Sozialrisiken und Governance-Risiken der Geschäftspartner gehören.

Nicht nur COVID-19, sondern auch der Klimawandel kann unerwartete und große Schocks für die Wirtschaft und die Finanzstabilität auslösen. Die Gesellschaft kann sich jedoch darauf vorbereiten: Sie kann Maßnahmen ergreifen, um die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß des Risikos zu verringern, und sie kann zusätzliche Widerstandsfähigkeit gegen mögliche unerwartete Schocks entwickeln. Wir dürfen also auch unter den herausfordernden Umständen einer globalen Gesundheitskrise nicht aus den Augen verlieren, dass der Klimawandel eine dringende politische Priorität bleibt. Je länger konkrete Maßnahmen hinausgezögert werden, desto härter werden die Maßnahmen sein müssen, um das Ziel der reduzierten C02-Emissionen zu erreichen, und desto größer werden die Übergangsrisiken sein.
Brenda
Analystin für Bankenaufsicht und Finanzstabilität

Klimabezogene Risiken im belgischen Finanzsektor analysieren

Seit 2018 untersuchen wir klimabezogene Risiken für die Finanzstabilität und haben diese auch in unserem Financial Stability Report 2018 und unserem Financial Stability Report 2019 erläutert. Ende 2018 haben wir Finanzinstitute befragt, inwieweit sie klimabezogene Risiken in ihrer Strategie und ihrem Risikomanagement berücksichtigen. Die Ergebnisse dieser Umfrage und unsere Empfehlungen an den belgischen Finanzsektor, wie diese Risiken zu messen, zu steuern und öffentlich bekannt zu machen sind, werden auch im Financial Stability Report 2019 diskutiert.

In unserem Financial Stability Report 2020 findet sich ein Beitrag über die Übergangsrisiken von Immobilienengagements im belgischen Finanzsektor. Wir empfehlen Finanzinstituten zu analysieren, inwieweit sich die energetische Ineffizienz ihrer Immobilienengagements auf ihr aktuelles und zukünftiges Kreditrisiko auswirken kann, und dieses Übergangsrisiko zu steuern und zu beschränken.

In einem Rundschreiben (BNB_2020_45) (nur auf Niederländisch und Französisch verfügbar) haben wir unsere Erwartungen an die Datenerhebung für Hypothekenkredite für Wohngebäude, immobilienbesicherte Investitionskredite oder andere gewerbliche Immobilienengagements dargelegt. Wir baten auch darum, dass Daten zur Energieeffizienz für neue Hypothekenkredite für Wohngebäude an die Bank gemeldet werden. Ab 2022 wurde diese Meldung zur Pflicht.

Der Leitfaden der EZB zu Klima- und Umweltrisiken legt die Erwartungen der EZB innerhalb des aktuellen aufsichtsrechtlichen Rahmens hinsichtlich des sicheren und umsichtigen Managements von Klima- und Umweltrisiken und der Bereitstellung transparenter Informationen über diese Risiken dar. Diese Erwartungen werden in den kommenden Jahren einen großen Einfluss auf die operative Aufsicht der Banken haben. Von den Banken wird erwartet, dass sie bis Ende 2021 Pläne zur Erfüllung dieser Erwartungen einreichen, da diese Risiken in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) 2022 einbezogen werden.

Der Finanzsektor wird eine Schlüsselrolle bei der Erleichterung der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft spielen, aber er wird auch mit erheblichen Risiken umgehen müssen. Er wird eine zentrale Rolle dabei spielen, sicherzustellen, dass die notwendigen finanziellen Ressourcen mobilisiert werden, dass sich die Wirtschaft anpasst und dass klimabezogene Risiken gemildert werden.
Jean Hilgers
Direktor

Climate Hub

Innerhalb der BNB wurde ein transversaler Climate Hub eingerichtet. Ziel dieses Hubs ist es, die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen den Abteilungen zu Themen im Zusammenhang mit dem Klima und nachhaltigen Finanzdienstleistungen zu erleichtern. Der Hub wird regelmäßig tagen und relevante Informationen an den BNB-Direktionsausschuss und die Öffentlichkeit übermitteln.

Ende 2022 lancierte dieser Hub das Climate Dashboard. Dieses Climate Dashboard sammelt Informationen und Indikatoren zum Thema Klimawandel und nachhaltige Finanzierung. Mit dieser Initiative möchte die BNB die Öffentlichkeit noch besser über die Auswirkungen des Klimawandels und des Übergangs zu einem Netto-Null-Ausstoß an Treibhausgasen auf die Wirtschaft und das Finanzsystem informieren.

Gestaltung der aufsichtsrechtlichen Regulierung von klima- und umweltbezogenen Risiken und Austausch von Wissen

Wir beteiligen uns aktiv an mehreren nationalen und internationalen Arbeitsgruppen, die Methoden und Messgrößen zur Bewertung von klima- und umweltbezogenen Risiken entwickeln und untersuchen, wie der regulatorische und aufsichtsrechtliche Rahmen angepasst werden kann, um diese Risiken stärker zu berücksichtigen. Auch an der Mehrzahl der Veröffentlichungen dieser Arbeitsgruppen und Foren sind wir aktiv beteiligt.

Network for Greening the Financial System (NGFS)

Die Bank ist seit 2018 Mitglied dieser globalen freiwilligen Zusammenarbeit zwischen Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, die dazu beitragen soll, Klima- und Umweltrisiken im Finanzsektor zu steuern und die Ökologisierung des Finanzsystems zu beschleunigen.

Das Netzwerk (nur auf Englisch verfügbar) wurde Ende 2017 von acht Zentralbanken und Aufsichtsbehörden gegründet und zählt mittlerweile mehr als 70 Mitglieder. Seit seiner Gründung hat dieses Netzwerk viele sehr nützliche Dokumente (nur auf Englisch verfügbar) veröffentlicht, wie z. B. Richtlinien für die Einbeziehung von klima- und umweltbezogenen Risiken in die Aufsicht sowie ein Handbuch und einen Satz von Referenzszenarien für die Durchführung von Szenarioanalysen.

Engagement der BNB für die COP26-Klimakonferenz

Anlässlich der COP26-Klimakonferenz unterstützte die BNB die Zusage des Networks for Greening the Financial System (NGFS) - dem die Bank ebenfalls angehört -, einen Beitrag zu den Zielen dieses Klimagipfels zu leisten. In ihrer eigenen Erklärung beschreibt die BNB, wie sie, ebenso wie die EZB, als unabhängige Einrichtung und im Rahmen ihrer Befugnisse zu entscheidenden politischen Maßnahmen beitragen wird, die die Verwirklichung des Übereinkommens von Paris ermöglichen und den Übergang zu einer grünen und kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen.

Sustainable Insurance Form (SIF) & International Association of Insurance Supervisors (IAIS)

Das Sustainable Insurance Forum (SIF) (nur auf Englisch verfügbar) ist ein globales Netzwerk von Versicherungsaufsichtsbehörden und -regulierern, die gemeinsam die Herausforderungen der Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche bewältigen wollen. Es wurde im Dezember 2016 gegründet und bietet ihren mittlerweile 30 Mitgliedern eine Plattform für Wissensaustausch, Forschung und gemeinsames Handeln. Die Bank gehört dem SIF seit 2018 an.

SIF arbeitet eng mit der International Association of Insurance Supervisors (IAIS) (nur auf Englisch verfügbar) zusammen, die die Entwicklung von Standards und anderen Supportmaterialien für die Aufsicht über die Versicherungsbranche unterstützt.

Einige interessante Publikationen, die aus der Zusammenarbeit der beiden Organisationen entstanden sind:

Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committe on Banking Supervision - BCBS)

Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (nur auf Englisch verfügbar), der globale Standardsetzer für den Bankensektor, prüft, wie Aufsichtsbehörden und Banken Klima- und Umweltrisiken innerhalb der aktuellen Vorschriften berücksichtigen können und wie die Vorschriften möglicherweise geändert werden könnten, um diesen Risiken besser Rechnung zu tragen.

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) (nur auf Englisch verfügbar) hat das Ziel, die internationale Zusammenarbeit für Währungs- und Finanzstabilität zu fördern und als Bank für Zentralbanken zu fungieren.

Wichtige Veröffentlichung der BIZ:

Europäische Kommission

Auf europäischer Ebene spielen der Europäische Green Deal und der EU-Aktionsplan für nachhaltige Finanzierung eine sehr wichtige Rolle. Zusammen mit dem Finanzministerium ist die BNB Mitglied der Expertengruppe Member States Expert Group on Sustainable Finance, die Initiativen für nachhaltige Finanzierung auf europäischer und nationaler Ebene koordiniert und die Europäische Kommission bei der Umsetzung der EU-Gesetzgebung und -Politik zur nachhaltigen Finanzierung unterstützt.

European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA)

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (European Insurance and Occupational Pensions Authority - EIOPA) arbeitet an Offenlegungsstandards für Versicherungsunternehmen und an der Einbeziehung von ESG-Risiken und Szenarioanalysen in das Risikomanagement von Versicherungsunternehmen.
EIOPA hat ein Konsultationspapier (nur auf Englisch verfügbar) zur Verwendung von Klimaszenarien in der unternehmeneigenen Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (Own Risk and Solvency Assessment) veröffentlicht, führte 2019 bereits einen Stresstest zur betrieblichen Altersversorgung durch und arbeitet an einer Szenarioanalyse im Versicherungssektor.

Veröffentlichungen der EIOPA zu ihren Projekten im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft: https://www.eiopa.europa.eu/browse/sustainable-finance_en 

Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA)

Die Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) arbeitet an Offenlegungsstandards für Banken und Wertpapierfirmen. Außerdem veröffentlichte sie ein Konsultationspapier (nur auf Englisch verfügbar) zu ESG-Risikomanagement und dessen Überwachung. Außerdem arbeitet sie an einem Bericht über die mögliche Anpassung der Mindestkapitalanforderungen zur Berücksichtigung von ESG-Risiken.

Europäische Zentralbank (EZB)

Die EZB hat Ende 2020 ihren Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken veröffentlicht, in dem sie ihre Erwartungen an das Risikomanagement und die Offenlegung durch Kreditinstitute darlegt. Darüber hinaus führte sie mehrere Analysen darüber durch, wie Klima- und Umweltrisiken im ICAAP (Internal Capital Adequacy Assessment Process) berücksichtigt werden und wie Informationen darüber öffentlich bekannt gemacht werden. Gemeinsam mit dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) arbeitet die EZB außerdem an Risikoindikatoren, Methoden und Szenarien zur Bewertung der Auswirkungen von Klimarisiken auf die Finanzstabilität. Diese gemeinsame Arbeitsgruppe veröffentlichte im Jahr 2020 den Bericht Positively green, measuring climate change risks to financial stability mit ersten Ergebnissen zur Überwachung und Messung klimabezogener Risiken, einschließlich der Ergebnisse eines Top-Down-Stresstests.

Belgische Taskforce für nachhaltige Finanzen

Diese Arbeitsgruppe bringt verschiedene regionale und föderale Verwaltungen zusammen, um Informationen und Ansichten über nachhaltige Finanzen auszutauschen und um Input für die belgischen Positionen zur europäischen Gesetzgebung und Politik zu nachhaltigen Finanzen zu liefern.