Pressemitteilung - WP 195 : Handelskrise? Welche Handelskrise?

Handelskrise? Welche Handelskrise?

published as CEPR Discussion Paper n° 7956 and in the Review of Economics and Statistics.

In diesem Papier analysieren wir den Handelseinbruch der Jahre 2008-2009 anhand von Mikrodaten eines kleinen offenen Wirtschaftssystems, nämlich Belgien. Zunächst stellen wir fest, dass Änderungen der firmen-, länder- und produktspezifischen Exporte und Importe hauptsächlich in der Arbeitszeitdimension (intensive margin) zum Ausdruck kommen, während sich die Anzahl der Unternehmen, der Ziel- und Herkunftsmärkte pro Unternehmen sowie der Produkte pro Markt nur wenig veränderten. Ferner zeigt die ökonometrische Analyse eine Reihe von Kompositionseffekten beim Rückgang der Arbeitsstunden hinsichtlich firmen-, produkt- und länderspezifischer Kriterien. Der wichtigste Faktor zur Erklärung der Änderungen bei den Exportzahlen ist das BIP-Wachstum des Ziellandes. Wenn die Wachstumsraten in den Jahren 2008-2009 gleich geblieben wären wie 2007-2008, wären die belgischen Exporte um 57% weniger zurückgegangen als dies der Fall war. Der Handel mit langlebigen Gebrauchs- und Produktionsgütern ging stärker zurück als der mit anderen Produktkategorien, wodurch weitere 22% des beobachten Rückgangs erklärt werden konnten. Finanzvariablen und der Beitrag an globalen Wertschöpfungsketten liefern ebenfalls Erklärungen für den Rückgang der Importe und Exporte, wobei inländische Betriebe jedoch gleichermaßen betroffen zu sein scheinen. Allgemein konnte festgestellt werden, dass das Verhältnis zwischen Exportumsatz und Importen von Vorleistungen auf Firmenebene weder systematisch zurückging, noch starke firmen- oder branchenspezifische Merkmale aufwies. Insgesamt lassen unsere Ergebnisse auf eine nachfragebasierte Erklärung schließen: der Rückgang des Handels war in erster Linie auf den wirtschaftlichen Rückgang zurückzuführen.

Daher kann man nicht von einer Handelskrise sprechen – höchstens von einem Handelseinbruch.