Der Umsatz der Unternehmen beginnt sich zu erholen, aber die Aussichten für die belgische Wirtschaft bleiben schlecht

Die befragten Unternehmen verzeichnen einen Umsatzrückgang um 26 % gegenüber dem Vorkrisenniveau, das ist eine Verbesserung um 5 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Umfrage und das beste Ergebnis seit der ersten Ende März durchgeführten Umfrage. Diese Verbesserung ist hauptsächlich auf Unternehmen im Handel und im Bausektor zurückzuführen, während die Lage im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor weiterhin kritisch ist. Dies geht aus der vergangenen Woche durchgeführten Umfrage der Economic Risk Management Group (ERMG) hervor. Eine Normalisierung der Lage ist für die nahe Zukunft noch nicht aktuell. Sechs von zehn Unternehmen erwarten einen Beschäftigungsrückgang bis zum Jahresende, und sieben von acht Unternehmen gehen davon aus, dass der Umsatz im dritten Quartal nicht das Vorkrisenniveau erreichen wird. Die Aussichten für die belgische Wirtschaft bleiben daher schlecht.

Eine neue Umfrage wurde letzte Woche von mehreren Verbänden von Unternehmen und Selbständigen durchgeführt (insbesondere BECI, NSS, UNIZO, UWE und VOKA für diese Umfrage) und dies ist die achte Welle der Umfrage seit Ende März. Diese von der NBB und der FEB/VBO koordinierte Initiative zielt darauf ab, die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Wirtschaftstätigkeit in Belgien sowie auf die finanzielle Gesundheit und die Entscheidungen der belgischen Unternehmen zu bewerten. An dieser achten Umfrage nahmen insgesamt 2 993 Unternehmen und Selbständige teil[1].

 

[1] Die Teilnahme an der Umfrage einiger Verbänden, deren Mitglieder in einem bestimmten Wirtschaftszweig tätig sind, kann zu Stichprobenfehlern führen. Tatsächlich könnten die Unternehmen eines bestimmten Wirtschaftszweigs in unserer Stichprobe stärker vertreten sein als in der belgischen Wirtschaft insgesamt. Eine Schichtung der Stichprobe nach Wirtschaftszweigen wurde daher nach dem Gewicht der Wertschöpfung in Belgien vorgenommen. Allerdings ist die Entwicklung über die Wochen mit Vorsicht zu interpretieren, da die Unternehmen, die die Umfrage ausfüllen, von Woche zu Woche unterschiedlich sein können.

Der Umsatz der Unternehmen hat sich seit der letzten Umfrage verbessert

Die befragten Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang von 26 % im Vergleich zum Vorkrisenniveau unter Berücksichtigung der Größe der Unternehmen und des Gewichts der Wertschöpfung in Belgien. Erstmals seit Beginn der Umfragen bei Unternehmen liegt der verzeichnete Umsatzrückgang infolge der Coronavirus-Krise deutlich unter 30 %. Im Allgemeinen scheint es in den letzten drei Wellen der Umfrage eine Verbesserung zu geben, die den ersten Phasen der Lockerung der Maßnahmen entspricht.

In dieser Woche berichten die befragten Unternehmen aus zwei Wirtschaftszweigen insbesondere, dem Baugewerbe und dem Handel, über eine deutliche Verbesserung ihres Umsatzes. Diese beiden Sektoren haben zum ersten Mal den nationalen Durchschnitt überschritten und gehören zu den Sektoren, die letzte Woche am wenigsten vom Coronavirus-Krise betroffen waren (ohne Berücksichtigung der akkumulierten Verluste aus der Vergangenheit). So melden die Unternehmen im Bausektor einen Umsatzrückgang von 14 % im Vergleich zur Vorkrisensituation, gegenüber einem Rückgang von 34 % in der letzten Umfrage und einem durchschnittlichen Rückgang von 42 % im Vergleich zu den ersten sechs Umfragen. Es sei darauf hingewiesen, dass auch die befragten Unternehmen im Immobiliensektor diese Woche eine deutliche Verbesserung verzeichnen, aber da diese Ergebnisse nur auf einer kleinen Anzahl von Befragten basieren, sollten sie mit Vorsicht interpretiert werden.

Die befragten Unternehmen aus dem Handel berichten über einen Umsatzrückgang von rund 16 % im Vergleich zur Vorkrisensituation, während sie in der vorherigen Umfrage einen Rückgang von 36 % und in den ersten sechs Wellen der Umfrage einen Rückgang von 51 % verzeichneten. Die befragten Unternehmen im Nicht-Lebensmittel-Einzelhandel, deren Umsätze vor zwei Wochen wieder angestiegen waren, meldeten in dieser Woche keine wesentlichen Entwicklungen. Andererseits berichten die Unternehmen aus dem Lebensmittel-Einzelhandel und dem Großhandel diese Woche von einer deutlichen Umsatzverbesserung mit Wachstumsraten von +1 % (gegenüber -16 % in der letzten Umfrage) und -17 % (gegenüber -43 % in der letzten Umfrage) im Vergleich zur Vorkrisensituation.

Wie in früheren Umfragen sind die beiden am stärksten betroffenen Sektoren nach wie vor der Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe. Seit Ende März verzeichneten diese beiden Wirtschaftszweige im Durchschnitt einen Umsatzrückgang von 86 % bzw. 89 % gegenüber der Vorkrisenperiode. Diese Woche ist keine Ausnahme, und die Anhäufung von Verlusten von etwa 90 % während mehr als zwei Monaten, wird höchstwahrscheinlich unauslöschliche Spuren für die finanzielle Gesundheit und die Beschäftigung der Unternehmen in diesen Sektoren hinterlassen.

Die Besorgnis der Unternehmer nimmt ab, aber das Risiko eines Konkurses und die Liquiditätsprobleme bleiben weiterhin beunruhigend. 

Der Grad der von den Unternehmen geäußerten Besorgnis, gemessen auf einer Skala von 1 bis 10, ist von 6,7 vor zwei Wochen auf 6,6 in dieser Woche zurückgegangen. Seit Ende April ist somit eine stetige Verbesserung zu beobachten, die Hand in Hand geht mit den verschiedenen Ankündigungen der Regierung zu den Lockerungsfasen der Maßnahmen. Allerdings gibt es sektorale Unterschiede, mit einem höheren Grad an Besorgnis im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor (8,9), im Hotel- und Gaststättengewerbe (8,1) und im Transport- und Lagerungssektor (7,9). 

Die Liquiditätsprobleme haben sich seit der vorherigen Umfrage nicht wesentlich verändert, da 27 % der Unternehmen glauben, dass sie ihre Liquiditätsposition nicht länger als drei Monate halten können, verglichen mit 25 % in der letzten Umfrage. Dies ist jedoch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Durchschnittswert der ersten sechs Umfragewellen (36 %). Die Liquiditätsprobleme sind nach wie vor am größten im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor, wo mehr als jeder zweite der befragten Unternehmen behauptet, seine Liquiditätsposition nicht länger als drei Monate halten zu können.

Die Beurteilung des Konkursrisikos bleibt auf dem gleichen Niveau wie in der letzten Umfrage: 8 % der befragten Unternehmen geben an, dass ein Konkurs wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich ist. Dieser Anteil ist nach wie vor am höchsten im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor (24 %) und im Hotel- und Gaststättengewerbe (20 %) und hat zugenommen im Transport- und Lagerungssektor (19 %). 

Die Aussichten für den Umsatz und die Beschäftigung bleiben weiterhin pessimistisch

Die Erwartungen der Unternehmen an ihre Tätigkeit in naher Zukunft sind von großer Bedeutung, insbesondere um die Stärke der Erholung zu beurteilen. In dieser Woche wurden dazu zwei Fragen gestellt.

Die erste bezieht sich auf die Beschäftigungsaussichten in den befragten Unternehmen (‚Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Zahl der Beschäftigten in Ihrem Unternehmen zwischen der Vorkrisenzeit und dem Jahresende entwickeln?‘). Berücksichtigt man die Größe der befragten Unternehmen in Bezug auf die Beschäftigtenzahl und die Anzahl der Beschäftigten pro Wirtschaftszweig, so zeigt sich, dass sechs von zehn befragten Unternehmen auf einen Beschäftigungsrückgang hindeuten und knapp vier von zehn befragten Unternehmen eine stabile Beschäftigung angeben. Nur 4 % der befragten Unternehmen beabsichtigen, ihre Beschäftigtenzahl zu erhöhen.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse und der sektoralen Aufschlüsselung der Beschäftigtenzahl im Privatsektor in Belgien schätzen wir, dass die Beschäftigung im Privatsektor (ohne Selbständige) in Belgien um etwas mehr als 180 000 zurückgegangen ist, was fast 7 % der privaten Beschäftigung ausmacht. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Einschätzung der Auswirkungen auf die Beschäftigung im Privatsektor fast identisch ist mit der einer zuvor veröffentlichten Umfrage, die sich konzentrierte auf die Zahl der vorübergehend Arbeitslosen, die entlassen werden könnten. Ein großer Teil dieses Beschäftigungsrückgangs (48 000) entfällt auf den Handel, da die in diesem Wirtschaftszweig befragten Unternehmen einen durchschnittlichen Rückgang von fast 10 % melden, während der Handel einen großen Anteil der privaten Beschäftigung in Belgien ausmacht. Auch die Industrie macht einen großen Teil der Beschäftigung in Belgien aus, und die in diesem Sektor befragten Unternehmen melden einen durchschnittlichen Rückgang ihrer Beschäftigung um 7 %, ein Wert, der nahe am belgischen Durchschnitt liegt. Im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungssektor ist der Rückgang beträchtlich und betrifft er fast jeden vierten Arbeitsplatz, das sind mehr als 30 000 bzw. 7 000 Personen. Zu beachten ist auch, dass 10 % der Selbständigen den Konkurs für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich halten, was den Verlust von Arbeitsplätzen im Privatsektor noch verstärken könnte.

Die zweite Frage nach den Erwartungen bezieht sich direkt auf die Schätzung des Umsatzes für das kommende Quartal. Auch hier sind die befragten Unternehmen pessimistisch, denn nur jedes achte Unternehmen geht davon aus, das Umsatzniveau vor der Krise im dritten Quartal zu erreichen oder zu übertreffen. Berücksichtigt man die Größe der Unternehmen und das Gewicht der Sektoren in der Wertschöpfung, so wird im Durchschnitt ein Rückgang des Umsatzes gegenüber der Vorkrisensituation beobachtet, der mit dem in dieser Erhebung genannten vergleichbar ist. Mit anderen Worten: Im Durchschnitt erwarten die befragten Unternehmen bis Oktober keine wesentliche Verbesserung ihres Umsatzes und damit auch ihrer Beschäftigung. Der Hauptgrund, der von einer großen Mehrheit der befragten Unternehmen angeführt wird, ist die schwache Nachfrage.